Weltweit sind 1,2 Mrd. Kinder in 186 Ländern von den Schulschließungen betroffen und alle diese Länder stehen vor den gleichen Fragen und den gleichen Problemen:
- Wie kann sichergestellt werden, dass nicht weniger Lernstoff vermittelt wird?
- Wie kann die unbetreute Zeit konstruktiv verbracht werden und nicht nur z.B. mit Computerspielen?
- Wie kann der psychische Druck, die Frustration und die zusätzliche Stressbelastung sowohl für Kinder als auch für Eltern verringert oder sogar vermieden werden?
E-learning als Zukunft
Durch die Situation mit Covid-19 ist das e-learning mittlerweile schon zum „Normalzustand“ geworden. Über diverse Plattformen wie z.B. Schoolfox, Teams, Zoom, Moodle und Jitsi können Lernunterlagen geteilt werden und auch Besprechungen Online abgehalten werden. Dies können entweder Face to Face Besprechungen sein oder aber auch Gruppen- bzw. Klassenbesprechungen. Je nach Bedarf kann der Lehrende solche Besprechungen leicht aufsetzen. Aber wie effektiv ist das e-learning und wie kann sichergestellt werden, dass am Ende eines Tages jeder Schüler mitmacht und die Inhalte auch verstanden hat? Für jene Schüler, die die technischen Möglichkeiten haben. kann e-learning sehr effektiv sein. Es gibt Studien nach denen sich Schüler, die e-learning in Anspruch nehmen, 25-60% mehr merken als im Klassenraum (ca. 8-10%). Auch die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme ist höher. Bedingt durch die Möglichkeit, dass nicht verstandene Lerninhalte wiederholt werden können oder bereits verstandenes einfach übersprungen werden kann, kann der Lerninhalt schneller verarbeitet werden und man benötigt zwischen 40 und 60% weniger Zeit als im Klassenraum.
Jedoch muss man bedenken, dass die Effektivität zwischen den verschiedenen Altersgruppen schwankt. Ältere Schüler und Studenten arbeiten im Normalfall strukturierter als Volksschulkinder, die auch gerne mal schnell abgelenkt sind. Das Implementieren von Lernstoff in Form von Spielen hebt laut leitendem Geschäftsführer von Think & Learn Pvt. Ltd. die Motivation von jüngeren Schülern ungemein und hilft. Aber gerade bei jüngeren Schülern ist der Einsatz der Eltern notwendig. Eine Rückmeldepflicht, die von der Lehrkraft festgesetzt wird, ist in allen Altersgruppen von Nöten. Videoformate können beim Durchbrechen des eher trockenen Lernalltags auflockernd wirken. In den Kindergärten und Vorschulen werden oft Videos für die Kleinkinder erstellt. Hier handelt es sich meistens um Bastelvideos oder es werden Geschichten erzählt. Wie auch immer man als Lehrer e-learning gestaltet; eines ist sicher: aus diesen Schulschließungen werden viele Vorbild-Beispiele hervorgehen. Aber um auch die lernschwachen Schüler und solche aus benachteiligten Verhältnissen zu erreichen, ist die Rückmeldung und Kommunikation zwischen Schülern und Lehrkräften unverzichtbar. Auch in diesem Bereich zeigt sich wie wichtig Kommunikation ist und dass es einen wichtigen, wenn nicht sogar den wichtigsten Faktor zum Lernerfolg darstellt.
Aber es können auch in verschiedenen Bereichen des e-learnings Probleme auftreten. Viele Eltern bemängeln die nicht vorhandene Einheitlichkeit. Jeder Lehrer kann alleine entscheiden, welche Platt-form verwendet wird. Bei mehreren Fächern kann dies für die Schüler schon verwirrend sein. Auch ist es so, dass nicht jeder Schüler dieselben technischen Voraussetzungen mitbringt. Während in der Schweiz, Norwegen und Österreich 95% der Schüler einen Computer besitzen, sind es z.B. laut OECD-Daten in Indonesien nur 34%. Auch eine schwache Internetverbindung kann das e-learning erschweren.
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr waren viele Systeme überlastet und viele Institutionen auch nicht auf e-learning vorbereitet. Laut Sabine Hanger, Vorsitzende der Hochschülerschaft, sind Hochschulen besonders stark betroffen gewesen, da sie nicht für einen ONLINE-Unter-richt ausgerichtet waren. Das Problem der Überlastung der Plattformen, gerade in den Stoßzeiten, war leider auch im weiteren Lockdown spürbar. Eines jedoch ist klar: nur wenn Eltern, Lehrer und Schüler an einem Strang ziehen, können diese schwierigen Zeiten überwunden und auch alle Lern-ziele geschafft werden.
Sinnvolle Nutzung der Freizeit
Aber so wichtig auch das Lernen ist, so unabdinglich sind Freizeitaktivitäten. Die Freizeit sollte sinnvoll genutzt werden. Laut einer DAK-Studie aus Deutschland, die auf der Grundlage von wissenschaftlichen Kriterien aus den Niederlanden (Social Media Disorder Scale) basiert, sind 2,6% der Befragten bereits süchtig nach Social Media – Mädchen zu 3,4 % und Buben zu 1,9%. Auf alle 12 bis 17-Jährige in Deutschland hochgerechnet, entspricht dieser Prozentsatz etwa 100.000 Betroffenen. In Stunden ausgedrückt, bedeutet dies 3 Stunden pro Tag für Mädchen und 2,5 Stunden für Buben und je älter die Befragten werden, desto mehr Zeit verbringen sie in sozialen Medien. Diese Zahlen sind alarmierend, da es durch die exzessive Nutzung zu Schlafmangel, Konzentrationsschwierigkeiten und Abnahme von Freizeitaktivitäten (Hobbys) und familiären Kontakten kommen kann. Daher ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung empfehlenswert. Sportaktivitäten bauen Stress ab und fördern das eigene Wohlbefinden. Die freiwillige Mitarbeit in einer sozialen Organisation leistet nicht nur einen großen Beitrag für das Allgemeinwohl, sondern auch für das eigene Wohlgefühl. Freunde einladen und gemeinsam Aktivitäten planen wie z.B. Drachen steigenlassen, Sackhüpfen, Wettspringen u.v.m. Der Fantasie, nämlich auch jener der Eltern, sind keine Grenzen gesetzt. Druck hilft bei Kindern in den meisten Fällen nicht, aber kleine Tricks wie eine Belohnung z.B. am Ende einer Radtour, können ein hervorragendes Hilfsmittel sein. Wenn es darum geht Kinder zu motivieren, darf man nie vergessen: Kinder sind ihre eigenen Menschen. Lob und Anerkennung lässt jeden Menschen über sich hinauswachsen.
Die Stimmung zu Hause
Dass der Druck aber nicht nur auf den Kindern lastet, ist mittlerweile jedem klar. Die Eltern finden sich ebenfalls in einer für sie komplett neuen Situation. Im Home Office zu sein, bedeutet für viele Eltern ihre Zeit noch besser einteilen zu müssen, da sie ja nicht nur ihre Arbeit erledigen müssen, sondern eben auch ihren Kindern unterstützend beim e-learning zur Seite stehen sollen. Dazu gesellen sich oft noch Existenzängste, die an der ganzen Familie nagen. Dies bedeutet in vielen Fällen, besonders wenn man jüngere Kinder hat, sehr viel Stress und Zeitdruck für die Eltern. Familiäre Streitigkeiten unter den Eltern sind die Folge und dieser Druck und Stress überträgt sich direkt auf die Kinder. Daher ist es besonders wichtig, auf das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit zu achten. Die Konzentration der Eltern kann ebenfalls leiden, da ja die Kinder während der Arbeitszeit im Home Office spielen, lernen, streiten, mit Fragen kommen u.v.m. Dies kann schon mal auch die ruhigste Person aus dem Konzept bringen. Bei einem Mehrkinderhaushalt kann dies zu einer echten Herausforderung werden. Hilfe kann hier die Gemeinschaft bieten. Vielleicht einmal ein „Radl“ machen und jede Familie (Nachbarn, Eltern der anderen Kinder im Kindergarten) übernimmt an einem Tag in der Woche alle Kinder. Aber auch die Notbetreuung im Kindergarten kann in Anspruch genommen werden.Es gibt viele Möglichkeiten, den neuen Alltag während des Lockdown zu meistern. Der beste Weg ist der, den man gemeinsam geht.
Wie geht es weiter?
Es liegt nun an der Politik, Konzepte zu entwickeln, aber die notwendigen Maßnahmen müssen auf die Bedürfnisse der Familien eingehen. Eine Schließung der Schulen kann man begrüßen oder auch nicht, aber nicht jede Familie hat die Voraussetzungen, um diese Situation zu bewältigen. Nicht immer können Familien auf Tanten, Nichten oder Oma und Opa zugreifen. In manchen Berufen ist Homeoffice nicht möglich und wenn, dann ist es ein Ding der Unmöglichkeit, neben der Arbeit die Kinderbetreuung zu übernehmen. Es muss mehr auf die Bedürfnisse der Familien eingegangen werden. Familien und deren Existenzen müssen aufgefangen werden und es muss ein einheitliches und sinnvolles Konzept von der Regierung präsentiert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass neue Regelungen und Verordnungen immer sehr knapp vor dem in Kraft treten kommuniziert werden und Familien gar nicht die Chance haben, so schnell zu reagieren, um eine Betreuung bzw. einen Konsens mit dem Arbeitgeber zu finden. Viele offene Fragen, um deren Beantwortung man aber nicht herumkommen wird.
Katharina Krenn
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