Dieser Beitrag von Katharina Krenn erschien in der Dezember 2019 Ausgabe der Pressbaumer Mitteilungen. Warum sind wir für die Ganztagsschule

Die ersten Versuche mit ganztägigen Organisationsformen wurden im Jahr 1974/1975 begonnen.

Spagat zwischen Beruf und Familie

Ganztagsschulen sollen den Spagat zwischen Beruf und Familie ermöglichen und die schulischen Leistungen der Kinder verbessern. Begabungen schneller erkannt und gefördert werden sowie Defiziten vorgebeugt und sofern vorhanden ausgebessert werden. Die Evaluierung ergab, dass das System der Ganztagsschule

eine positive Wirkung auf das Sozialverhalten hat, die Einsatzbereitschaft der Lehrkräfte erhöht wird, Klassenwiederholungen verringert werden und die Lern- und Erziehungserfolge als positiv von den Eltern eingeschätzt werden

(Bucher & Schneider, 2004, S 31 f)

Laut den gesetzlichen Bestimmungen werden ganztägige Schulformen in einen Unterrichtsteil und in einen Betreuungsteil gegliedert. Die Abfolge kann getrennt oder verschränkt erfolgen. Die verschränkte Organisationsform erlaubt es Unterricht, Lern- und Freizeit während des Tages abzuwechseln, während bei der offenen Ganztagsschule am Vormittag der Unterricht abgehalten wird und eine Nachmittagsbetreuung angeboten wird. Die Nachmittagsbetreuung wird zum Lernen oder Bearbeiten der Hausaufgaben benutzt. In den meisten Schulen werden in Abstimmung mit den Lehrkräften, Vereinen und Eltern auch diverse Freizeitkurse angeboten. Die Schüler müssen verbindlich für die Nachmittagsbetreuung angemeldet werden.

Das verschränkte Modell als pädagogisches Gesamtkonzept

Das verschränkte Modell wird eher als pädagogisches Gesamtkonzept gesehen. Es erlaubt einen Wechsel zwischen Unterrichts- und Freizeit über den ganzen Tag verteilt. Dies bringt in vielerlei Hinsicht Vorteile. Die Geburt eines Kindes stellt, besonders für Frauen einen nachhaltigen und nachteiligen Einschnitt dar.

Der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist oft schwer bis unmöglich. Das Zugreifen auf Eltern, Verwandte und Großeltern ist oft problematisch, da jene Personen oftmals ebenfalls noch in einem Arbeitsverhältnis sind oder zu weit entfernt wohnen. Durch dieses Konzept der Ganztagesschule kann ebenfalls eine Erhöhung der Geburtenrate erreicht werden, da der Wiedereinstieg leichter gemacht wird. Die zeitliche und finanzielle Entlastung ist spürbar und daher ergibt sich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Familiengründungen. Auch das Konfliktpotenzial zwischen Eltern und Kind wird durch die Erledigung der Hausaufgaben oder Lernvorbereitungen von Schularbeiten und Prüfungen schon in der Schule herausgenommen. Nicht jede Familie ist in der Lage ihren Kindern, aus welchen Gründen auch immer, Hilfestellung zu geben. Dies belegen auch Statistiken. In Österreich nimmt jede/r fünfte Schüler/in im Pflichtschulbereich Nachhilfeunterricht in Anspruch. Das verschränkte System schafft auch hier finanzielle Erleichterung.

Verbesserung der schulischen Leistungen

Pädagogisch gesehen werden individualisierte Lernzugänge geschaffen. Dadurch ergibt sich insgesamt eine Verbesserung der schulischen Leistungen. Interessen und Begabungen werden gefördert. Derzeit ist die massive Zunahme von übergewichtigen, psychisch beeinträchtigten und motorisch schwachen Kinder besorgniserregend.

Durch gesunde Ernährung und ein ausgewogenes, verbindliches Sportprogramm kann dieser Entwicklung mittels der Gantagsschule gegengesteuert werden. Für das Erlernen von Regeln und sozialem Verhalten schafft die Ganztagsschule mit verschränkter Organisationsform genügend Raum. Das Pflegen von Freundschaften und Verhalten in Gruppen wird mit diesem System gefördert.

Chancenausgleich

Bildungspolitisch gesehen hebt man das Bildungsniveau in der Bevölkerung und schafft einen Chancenausgleich. Kindern mit niedrigeren sozioökonomischen Status wird die notwendige Unterstützungsleistung angeboten und diese trägt zur intensivierten sozialen Integration bei. Begabungen können früh erkannt und durch das verschränkte System gefördert werden. Die Leistung wird gesteigert und es gibt weniger Schulversagen und weniger Klassenwiederholungen. Durch das intensive, soziale Miteinander schafft die Ganztagsschule mit verschränkter Organisationsform die Rahmenbedingungen für interkulturelle Bildung, Soziales Lernen und geschlechtersensible Pädagogik.

Katharina Krenn